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2  Gassen, immer wieder Gassen und ein Alter Markt

Vom Makartsteg über die Griesgasse, durch die Sterngasse zur Getreidegasse: Ein paar hundert Meter nur, und wir stehen in der Altstadt links der Salzach. Fast zum Greifen nahe jetzt die vielen Türme und Kuppeln, die in der Neustadt noch aus respektvoller Weite herüberwinkten. Wie wohltuend, die Sinne auf das viele schöne Andere konzentrieren zu dürfen und nicht auf Motorverkehr: Die Salzburger Altstadt ist, "verkehrsberuhigt", zu einem Dorado für alles Fußläufige erhoben worden - auch für die liebenswerten Fiaker, die hin und wieder den Weg kreuzen und in lässigem Tempo an uns vorbei über die Kopfsteine klappern. In vergangenen Zeiten, da noch das eine oder andere Ross, die Nerven verlierend, samt schepperndem Gespann und überfordertem Kutscher durch die engen und durchaus nicht menschenleeren Gassen schoss, wird es ungleich gefährlicher gewesen sein als im Salzburg dieser Tage.

Salzburgs Gassen. Dem Besucher fällt auf, wie zahlreich sie sind und dass man sie - man muss nur genauer hinschaun - kaum miteinander verwechseln kann. Gassen mit "Alleinstellungsmerkmal" also. Eines haben sie jedoch gemein: die kleinen Geschäfte, die Trachten, Hüte, Feinkost, Schmuck, Mode, Lederwaren, Pelze, Antiquitäten, Bücher und tausend andere Köstlichkeiten feilbieten. Je kleiner, je feiner! Überall dominieren schmale, aber bewundernswerte, mit bunten Zunftschildern verzierte Fassaden. Dazu die "Durchhäuser" mit ihren Innenhöfen und ebenso überraschenden wie facettenreichen Durchgängen zu Plätzen und anderen Gassen.

Wer - wie wir, die wir jetzt in der Getreidegasse auf und ab spazieren -  ihren Namen mit irgendetwas Pflanzlichem assoziiert, muss alsbald einen Irrtum eingestehen: Ursprünglich hieß sie "Travgasse" (von trav = Trab!) und wurde über "Traidgasse" schließlich zur "Getreidegasse". Also nicht wirklich Getreide! Womit wir - Trab! - wieder bei den Pferden wären. Heute sind es eher Touristen, die durch die Getreidegasse traben. Übrigens:  alles hier scheint mit allem auf übersichtlichem Raum verwoben zu sein: Getreidegasse, Haffner-Gasse, Franziskanergasse, Goldgasse,  Judengasse, Brodgasse, und immer wieder findet man sich wie auf wundersame Weise am Alten Markt wieder, der schon im 13.  Jahrhundert Mittelpunkt städtischer Betriebsamkeit war.

 

Die Getreidegasse liefert immer wieder neue Impressionen. Oben links: die Gasse mit Blick in Richtung Westen. Im Hintergrund die St. Blasius- oder Bürgerspitalkirche von 1330 vor dem Mönchsberg. Oben Mitte: Wogende Geschäftigkeit überall - unter einem Meer von Zunftzeichen. Oben rechts: Die Gasse in östlicher Richtung. Ganz nah der Turm des Rathauses, ursprünglich aus dem 14. Jahrhundert, mit seinem filigranen sechskantigen Glockenaufsatz. Mit den Turmglocken läutete man einst die Nachtruhe ein.

Bilder unten: In diesem Haus, dem sogenannten Hagenauerhaus, in der Getreidegasse 9 kam Wolfgang Amadeus Mozart am 27.  Januar 1756 zur Welt. Heute beherbergt es ein sehenswertes Museum, das nicht nur Einblicke in das Leben des großen Musikers, sondern allgemein in das Salzburg des 18. Jahrhunderts gewährt.

Rechts: Grünmarkt auf dem Universitätsplatz, unweit von Haffner- und Getreidegasse. Hinter den Marktständen lugt die Fassade der 1707 geweihten Kollegienkirche hervor: ein weiteres barockes Meisterwerk des Fischer von Erlach.

Links:  Das Salzburger Rathaus, im Mittelalter Wohnsitz einer Patrizierfamilie namens "Kheuzl" (deshalb auch "Kheuzl-Turm"), wurde ab 1407 als Rathaus genutzt. 1616-18 fand eine barocke Umgestaltung statt; die heutige Rokoko-Fassade enstand erst 1772-75. Dem auffällig zierlichen Glockenturmaufbau lagen italienische Vorbilder zugrunde.

Die Gasse mit dem eher ruhigen Flair: die Goldgasse, die uns in schwungvollem Bogen vom Alten Markt zum Residenzplatz geleitet. Ihr Name nimmt Bezug darauf, dass hier einmal eine Goldschmiede stand. Kupferschmiede und "Sporer" - schon sind wir wieder bei den Pferden - gab es hier einstmals ohnehin zuhauf.

Oben: Das tradtionsreiche Restaurant "Goldene Ente", das nach einem Umbau im Jahre 2014 mit "Gasthof Goldgasse" einen neuen Namen erhielt. Wir fanden "Goldene Ente" poetischer, aber solange an den Kupferpfandln, in denen das Essen serviert wird, nichts "umgebaut" wird... Goldene Pfandln - das wäre dann doch etwas "abgedreht".

Unten links: Blick auf das Ende der Goldgasse zum Residenzplatz hin.

Unten rechts: Die "Goldene Ente" alias "Gasthof Goldgasse", wenn man von der anderen Seite kommt.

Unten: Vor den Schaufenstern Salzburger Antiquitätengeschäfte und Antiquariate - und erst recht drinnen! - könnte man stundenlang auf Entdeckungsreise gehen. Wer hier ein Souvenir - oder mehr als das - sucht, wird auf beglückende Weise fündig werden. Etwas Kleingeld vorausgesetzt.

Am Alten Markt.

Links: Fiaker an der Südöffnung des Alten Markts. Ganz im Hintergrund ist der Residenzplatz (mit Riesenrad) zu sehen, vorn die dem Alten Markt zugewandte Fassade der Alten Residenz.

Links unten: Blick auf die Churfürststraße in Richtung Sigmund-Haffner-Gasse. An der Ecke das berühmte Café Tomaselli.

Unten: Die dritte Fortbewegungsart für Fußgänger in der Altstadt - neben einfach mal lässig Dahinschlendern und kräftesparend Fiaker-Fahren: Salzburg erobern mit der Fahrrad-Rikscha.

Unten rechts: Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal und Max Reinhardt sollen in diesem ältesten Caféhaus Österreichs die Idee zu den Salzburger Festspielen geboren haben.

Darunter: Blick auf den Alten Markt. Ganz links noch einmal das Café Tomaselli; unmittelbar daneben, mit nur 1,42 Metern Breite, das kleinste Altstadthaus Salzburgs. Der Alte Markt, bereits im 13. Jahrhundert als Markt- und Handelsplatz angelegt, wird von stattlichen Bürgerhäusern umrahmt. In seiner Mitte der Florianibrunnen.

Unten links: Wer gern Mozartkugeln im Mund zerschmelzen lässt, ahnt wohl nichts von dem Streit, wer denn der eigentliche Erfinder dieser Köstlichkeit sei. Mozart jedenfalls lebte hundert Jahre zu früh, als dass er selbst es hätte sein können. Der Salzburger Konditor Paul Fürst kreierte sie 1890 zunächst als "Mozart-Bonbons", und im Café Fürst kann man sicher sein, die einzig echten Mozartkugeln zu erwerben. Wer will sich da schon, auch wenn Mozart höchst persönlich sie anbietet, mit einem Nachahmer-Produkt zufrieden geben...

Ein halber Tag vergangen, da stellt sich Lust nach Höherem ein - und auf ein Bier nebst Imbiss bei Stiegl in der Festungsgasse. Das Höhere, die Festung Hohensalzburg, erreichen wir dann, um Zeit und Füße zu schonen, mit der Festungsbahn, die uns schon einmal einen Vorgeschmack auf das gewährt, was sich von oben offenbart (Bild unten).

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Last Revision: 15th April 2017

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